Wieso sollte man in der heutigen Zeit eigentlich noch mit ner Kamera rumlaufen ? Wo liegt der Sinn sich ne Spiegelreflexkamera oder eine klassische Mittel/Vollformatkamera anzuschaffen ?
Berechtigte Frage, da besonders in vergangener Zeit beim Release neuer Handymodelle der Trend entstanden ist, auch oder teils hauptsächlich mit der neu verbauten Kamera zu werben. Dabei ist es egal, ob man hierbei die Marke Huawei heranzieht, welche in ihren P20 Pro Modellen Elemente der Firma Leica verbaute oder Apple die bei ihrem neusten iPhone 14 ebenfalls die Kamera des Telefons in den Mittelpunkt rücken und damit werben, beste Fotos in jeglichen Belichtungsszenarien erzeugen zu können.
Hinzu kommen, dass sich auch immer wieder auch Leute mit enormen Erfahrungsschatz in Film- und Fotografie für die Möglichkeiten der Smartphonefotografie stark machen - wie zuletzt AlexiBexi mit seinem Buch “Scheiß auf Kameras”.
Auf die Weise betrachtet, scheint vieles gegen die Beschaffung bzw. den Einsatz teuerer Kameratechnik zu sprechen. Denn, und das muss in diesem Diskurs auch angesprochen werden, ist das Hobby der Fotografie kein günstiges und oftmals schlackern einem nicht nur die Ohren beim Blick auf die Preisschilder von Objektiven und Kamerabodies - dabei soll vom Equipment drumherum, wie von Filtern, Stativen, Taschen, SD-Karten und im weiteren Verlauf ebenso wichtigen Bearbeitungssoftware für Fotos, noch keine Rede sein.
Stöbert man durch die einschlägigen Shops, startet die Sony Alpha 7-Reihe im Neuzustand beispielsweise derzeit bei etwa 1000€. Dabei ist man hierbei nur mit einem Kamerabodie, also dem Grundgerüst versorgt, welcher ohne das passende Objektiv keine Fotos machen kann. Darüber hinaus handelt es sich hierbei um ein durchaus gutes Preis-Leistungsverhältnis im oberen Bereich der Kameratechnk. Nimmt man Beispielsweise die Hasselblad XID als Beispiel, liegt man hier nur für die Kamera schon bei 6000€. Natürlich handelt es sich hierbei schon fast um das oberste Ende der Fahnenstange. Schaut man sich trotzdem weiter nach Objektiven um (was zwangsläufignotwendig ist, wenn man tatsächlich Fotos machen möchte), wird einem zunächst bei der riesigen Auswahl schwindelig und dann beim Preis. Von 300 € - 5000€ lässt sich hier fast alles finden. Natürlich ist hier auf Qualität der Objektive, Lichtstärke und Brennweite zu achten.
Was deutlich wird: Fotografie mit einer extra Kamera scheint zunächst umständlich, sehr teuer und kann bei der riesigen Auswahl für Einsteiger enorm überfordernd sein, wenn es nur darum geht, ein komplettes System aus Kamera, Objektiv und Zubehör zusammenzustellen. Daher die Frage: Wozu das alles ?
Naja, einerseits lautet die Antwort: technische Lösungen funktionieren derzeit im Hinblick auf Softwarelösungen innerhalb der Kameratechnik noch deutlich besser als heute.
Hierbei möchte ich den 100x Zoom des S20 Ultra als Beispiel nennen. Samsung warb damit bis zu 100-fach in ihren Fotos vergrößern zu können - mit einem Smartphone dessen Brennweite nur bedingt verändert werden kann. Das Ergebnis: es war zwar möglich 100x-fach an Dinge ran zu zoomen, jedoch fing das Bild an zu rauschen und wirklich nutzbar waren die Bilder im Anschluss nicht. Das Problem: das Handy konnte nur durch die Berechnung eines Bildprozessors und damit mithilfe von AI und Algorithmen so nah an Dinge ranzoomen. Dadurch wurde die Aufnahme verfälscht - das eingefangene Bild viel eher mittelmäßig aus.
Bei Kameras funktioniert dieses Zoomen auch - basiert hier jedoch auf mechanischen Lösungen. Egal ob bei Spiegelreflex oder Digitalkamera sorgt die benutzte Optik und die damit einhergehende Brennweite wie nah oder weit man an ein Objekt ran kommt. Bedeutet: keine AI “pfuscht” derzeit rein, die Bildausbeute ist deutlich besser wie zum Beispiel hier zu sehen. Die Prozessoren und Engines der Smartphonekameras können so, kurz erläutert, die technischen Möglichkeiten einer Kamera noch nicht rein durch Software lösen.
Zudem stehen euch mit den Fotos einer Kamera deutlich mehr Möglichkeiten zur Verfügung. Sicher ist euch schon aufgefallen, dass das Format der Fotos euer Handys JPG oder in Ausnahmefällen PNG beträgt. In dieser Form sind die Fotos bereits durch die Software der Handys (einfach gesagt) bearbeitet worden und stellen nicht die Originalaufnahme dar. Im Gegensatz dazu, besteht im Bereich der analogen Kamera die Möglichkeit auf das sogenannte RAW File eines Bildes zuzugreifen - auf die “rohe” Variante eines Bildes also. Zudem sind in diesem Format deutlich mehr Informationen als im JPG oder PNG Format gespeichert, was wiederum deutlich mehr Möglichkeiten zur Bildbearbeitung zulässt.
Hier liegt auch das Hauptargument der analogen Kameras: hat man einmal die Riesen Menge der Möglichen Objektive, Kamerabodies und deren Möglichkeiten durchblickt, kann man sich ganz einfach sein auf sich perfekt passendes und zugeschnittenes Paket an Kameratechnik zusammenbauen und so atemberaubende Aufnahmen und Momente einfangen.
Um all das soll es in den folgenden Beiträgen gehen. Ich will zeigen wie Bilder entstehen und worauf dabei zu achten ist um von dort auf die Möglichkeiten und vielleicht auch Grenzen überzuleiten. Ich möchte mit Hilfe des Handwerks der Kameratechnik aufzeigen wieso das eine Objektiv mehr als das andere kostet und wieso auch Kameras so verschieden im Hinblick auf die Preise sind. Das alles soll einen Überblick schaffen, wie die Fotografie funktioniert und anhand dessen durch die verwirrende Menge an Kameratechnik führen.