Blog 002 - Back to Basics
Intro
Nachdem ich im letzten Artikel drüber gesprochen hab, wieso sich eine „klassische“ Kamera überhaupt lohnt, möchte ich mit dem Artikel, als Einstieg in die Kameratechnik, nen kurzen historischen Schwenk machen, um von dortaus alle wichtigen Teilbereiche erläutern zu können.
Um nen Einstieg zu finden, lohnt es sich einmal zu den Ursprüngen der Fotografie zurück zu gehen.
Zu den Ursprüngen
Im ersten Schritt, ist die Fotografie, um es ganz simpel auszudrücken, das einfangen von Licht über einen bestimmten, durch dich vorgegebenen Zeitraum.
Wenn wir vom Einfangen von Licht sprechen, ist hiermit der reflektierte Lichtstrahl eines Objektes gemeint. Egal was wir tun, in der Fotografie versuchen wir stets diesen reflektieren Lichtstrahl sichtbar zu machen. Zudem bildet er die Grundlage für die Existenz der Fotografie und liefert den Ausgangspunkt für die Idee, die Aristoteles bereits vor über 2000 Jahren hatte.
Um 400 v.Chr. stellte der sich die Frage, wie man ein Objekt „einfangen“ könne - und erfand dabei, quasi aus Versehen, einen Prototypen der uns heute bekannten Kameras - die „Camera Obscura“.
Sich das Prinzip der “Camera Obscura“ genauer anzusehen, lohnt sich, um die Funktionsweise der heutigen Kameras zu verstehen - denn das Grundprinzip ist nahezu identisch.
Übersetzen lässt sich “Camera Obscura simpel” mit der Formulierung „dunkler Raum“ und legt hier bereits die Grundfunktion nahe. Der Aufbau ist dabei denkbar simpel: auf der einen Seite steht das abzubildende Objekt welches Fotografiert werden soll, abgetrennt durch eine undurchsichtige Barriere mit kleiner Öffnung befindet sich ein dunkler Raum mit einem Schirm, auf welches das Objekt projiziert wird.
Fällt Licht auf ein Objekt, reflektiert dieses die einfallenden Lichtstrahlen. Diese Reflexion fallen durch eine winzige Öffnung und werden auf einen Schirm im dahinter platzierten dunklen Raum projiziert.
Dabei erzeugte er ein auf dem Kopf stehendes Abbild des belichteten Objekts - und schuf so ein erstes Konstrukt, welches den heutigen Kameras sehr ähnlich ist.
Die Voraussetzung, dass Objekte nur durch die Reflektionen einfallender Lichtstrahlen sichtbar werden, ist zudem entscheidend um das „Belichtungsdreieck“ zu verstehen - doch hierzu später mehr.
Die Camera Obscura als roher Prototyp sollte als Pilotprojekt jedoch noch einige tausend Jahre ruhen und erst knappe 2200 Jahre später durch den Franzosen Joseph Nicéphore Niépce weiter entwickelt werden.
Der Franzose war der erste Mensch, der es schaffte durch die Belichtung einer von Asphalt überzogenen Zinnplatte den Ausblick seines Büros einzufangen. Hierfür ließ er das Licht ganze 8 Stunden auf die Platte fallen und erzeugte so das erste Foto in der Geschichte der Menschheit.
Die Belichtungsdauer war jedoch derart lang, dass die Technik zur damaligen Zeit keinem Maler und Porträtzeichner hätte gefährlich werden können.
So sah sich Niépces Landsmann Louis Jacques Mandé Daguerre gezwungen ein Verfahren zu entwickeln, bei dem Kupferplatten mit Quecksilberdämpfen behandelt wurden. (Auf das Verfahren stieß er nur durch Zufall, als er eine belichtete Kupferplatte frustriert in einen mit Chemikalien vollgestopften Schrank schmiss).
Durch seinen „happy Little Accident“ konnte Daguere (eigentlich Maler - der Mann wollte wohl auf Krampf arbeitslos werden) die Belichtungszeit bereits auf 4 Minuten reduzieren - was jedoch Wetter abhängig war.
Wenngleich durch Zufall verursacht, trat Dagueres Entdeckung eine unaufhaltsame Entwicklung der Kameratechnik vom Zaun.
Diese Weiterentwicklung der Kameras Schritt weiter fort und aus der simplen Öffnung von Aristoteles entwickelten sich bis zu 7000 Euro teure Linsen und aus der mit Asphalt beschichteten Zinnplatte wurden Hasselblad Sensoren die wegen ihrem Preis auch den Clown aus „ES“ zurück in die Kanalisation scheuchen.
Dennoch: die Prinzipien der Kamera Obscura bieten die Möglichkeit die Bildentstehung anschaulich zu machen, da ihre Prinzipien und Funktionsweise auch heute noch gültig sind und helfen die einzelnen Mechanismen der Fotografie zu erklären.
Wozu das alles ?
Um die Bedeutung der Relevanz der Camera Obscura und dem geschichtlichen Ausflug zu verdeutlichen, komm ich noch einmal auf den Beginn des Artikels (Objekte werden durch Reflexion von Lichtstrahlen sichtbar), zurück:
Wie bereits beschrieben, breiten sich die vom Objekt reflektierten Strahlen im ganzen Raum aus, fallen auf deine Netzhaut und erzeugen ein Bild, dass unser Hirn wahrnehmen kann.
Allerdings fallen nicht alle Strahlen auf deine Netzhaut, sondern nur ein Teil - genau wie bei der Camera Obscura und deren Öffnung.
Das kann man sich dann ungefähr so vorstellen:
Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass die Strahlen vom oberen Teil des belichteten Objekts auf dem Projektionsschirm nach unten wandern - und umgekehrt. Dadurch entsteht ein auf den Kopf gedrehtes Bild.
Neben dem umgedrehten Bild sind jedoch zwei weitere Schlussfolgerungen für alle weiteren Themen entscheidend:
1. Je kleiner das Loch der Camera Obscura ist, desto schärfer wird das entstandene Bild.
2. Je weiter du den Schirm von der Öffnung entfernt hälst - desto größer wird das Bild
Wieso diese Informationen auch für die weitere Kameratechnik entscheidend sind will ich in den nächsten Artikeln erklären, wenn ich genauer auf die Bedeutung der Linsenöffnung auf die Bildschärfe eingehe, Belichtungszeiten erläutere und die Bedeutung der ISO - also die Empfindlichkeit des Sensors detailliert erläutere.
Soweit jedoch erstmal.